Speicher statt Stromtrassen – Stromspeicher könnten Netzausbau teilweise überflüssig machen
Der gezielte Einsatz von Heimspeichern erhöht den Anteil an erneuerbaren Energien im Haushalt und reduziert gleichzeitig die Kosten für lokalen Netzausbau um bis zu 60 Prozent. Dies ist ein Ergebnis der dena-Netzflexstudie, die jetzt vorgestellt wurde.
Wildpoldsried, 02. März 2017 - Die Deutsche Energie Agentur dena zeigt in einer neuen Studie das enorme Potenzial von Heimspeichern für die Energiewende. Richtig eingesetzt können sie den Anteil der im Haus verbrauchten erneuerbaren Energie deutlich erhöhen und gleichzeitig die Kosten für den lokal benötigten Netzausbau um bis zu 60 Prozent senken.
Denn durch den wachsenden Anteil von erneuerbaren Energien schwankt das Stromangebot stärker und erfordert mehr Flexibilität auf der Nachfrageseite. Die Studie zeigt nun: Dezentrale Stromspeicher spielen dabei eine Schlüsselrolle, damit die Kosten für Endverbraucher und Netzbetreiber nicht aus dem Ruder laufen. Diese Flexibilität muss jedoch gezielt angereizt und verfügbar gemacht werden.
„Batteriespeicher sind die Allzweckwaffe der Energiewende – sie müssen nur intelligent sein“, sagt Philipp Schröder, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei sonnen. „Immer neue Stromleitungen sind nicht die Lösung, das zeigt auch die Studie. Die Kombination von Solaranlage auf dem Dach und einem smarten Speicher im Keller kann den teuren Netzausbau deutlich reduzieren“, so Schröder.
Die Studie zeigt auch: Speicher und Netzbetreiber müssen miteinander kommunizieren. Netzbetreiber können so rechtzeitig signalisieren, wie der Speicher sich verhalten soll, um kritische Netzsituation zu entschärfen. „Eine stumme Batterie braucht kein Mensch. Je weiter die Energiewende voranschreitet, desto mehr müssen alle Akteure miteinander kommunizieren. Der Gesetzgeber muss dafür sorgen, dass Speicher rechtlich endlich alles dürfen, was sie technisch längst können“, so Schröder.
Weiterhin sagt die Studie: Der Kunde hat keine Einbußen bei Komfort und Wirtschaftlichkeit, Speicher und Netzbetreiber stimmen sich mit wenig Aufwand digital ab. Die sonnen Gruppe bietet schon heute solche Angebote, bei denen der Speicher eine Doppelfunktion erfüllt. Er optimiert den Eigenverbrauch des Kunden und stabilisiert darüber hinaus das Stromnetz. Ein intelligenter, netzdienlicher Stromspeicher kann zum Beispiel gezielt Erzeugungsspitzen wie etwa am Mittag aufnehmen oder kurzfristig Regelleistung bereitstellen. Der Anreiz für den Kunden: Für den aus dem Netz bezogenen Strom muss er im Gegenzug nichts mehr zahlen.
Hintergrund
In das Stromnetz muss stets genau so viel Strom eingespeist werden, wie gerade entnommen wird. Die Nachfrage ändert sich dabei ständig. Mit dem Ausbau der Erneuerbaren schwankt die Einspeisung nun auch immer stärker. Im Zuge dieser Entwicklung müssen deshalb die Stromnetze auch vor Ort – also die unteren Netzebenen - deutlich ausgebaut werden. Bereits 2014 hatte das Bundeswirtschaftsministerium den notwendigen Ausbaubedarf der unteren Netzebenen auf 130.000 Kilometer bzw. 1,8 Mrd. Euro pro Jahr beziffert – wenn nicht Intelligent gegengesteuert wird. Der gezielte Einsatz von Speichern kann hier Abhilfe schaffen und stellt den Netzbetreibern damit eine schnelle und vielversprechende Alternative zum Netzausbau zur Verfügung. Jedoch fehlt bis heute der Ordnungsrahmen, wie Netzbetreiber die Flexibilitätspotenziale der Kunden nutzen könnten. Speicher werden heute mal als Verbraucher und mal als Erzeuger eingestuft, aber nie als eigenständige Rolle im Energiesystem. Die EU fordert in ihrem Clean Energy Package jetzt von den Mitgliedstaaten erste Maßnahmen in diese Richtung.